Wohnmobil folieren – Tipps, Tricks und Erfahrungen

Schon als wir unser Wohnmobil bekommen hatten, wurde ich von meinen SΓΆhnen wegen der unschΓΆnen Folierung an unserem Concorde kritisiert. Auch mir gefiel es nicht besonders, dass sie schon arg ausgebleicht war. Nach annΓ€hernd 25 Jahren aber auch kein Wunder. Es traf sich gut, dass ich damals bei einem Wohnmobiltreffen einen Camper kennen lernte, der mir anbot, mir bei einer eventuellen neuen Beklebung behilflich zu sein.

Jetzt, nach fast 2 Jahren fanden wir die Zeit, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. So machte ich mich also auf die fast 500km lange Anreise. Wie sich herausstellte, war mein Camperfreund Chef einer Firma, die derartige Arbeiten berufsmÀßig durchführt und ich mich somit in sehr guten HÀnden befand. Wie ich im Laufe der Arbeiten feststellte, war es wirklich notwendig, so einen Profi an seiner Seite zu haben.

Ich kann hiermit einige meiner Erfahrungen weitergeben, um kleinere Arbeiten selber aus zu fΓΌhren oder worauf man achten sollte, wenn man es machen lΓ€sst.

Ich erklΓ€re dies etwas ausfΓΌhrlicher, damit man auch sieht, wieviel Arbeit und KnowHow fΓΌr derartige Arbeiten notwendig sind.

Der Farbton

Das wichtigste ist natΓΌrlich, sich ΓΌber die Farbe der Folie klar zu werden. Hier hilft eine RAL-Farbtabelle, um sich grob ΓΌber den Farbton klar zu werden. Am besten ist es, wenn man die Folie im Original aussucht, weil es hier schon farbliche Unterschiede bei den verschiedenen Anbietern gibt. Je nach Lichteinstrahlung erscheint die Farbe auch unterschiedlich. Ebenso hΓ€ngt sie von der QualitΓ€t der Folie ab. Bei vielen Onlineshops kann man sich Folienmuster schicken lassen, um feine Farbunterschiede zu erkennen.

Ich entschied mich fΓΌr die Farbe “ Nachtblau metallic “ . Diese Folie der Marke ORACAL hat, je nach Lichteinfall, alle mΓΆglichen FarbtΓΆne von fast schwarz bis hellblau.

Die QualitΓ€t

Mir wurde eine Folie mit LuftkanÀlen im Klebstoff empfohlen. Durch LuftkanÀle lassen sich die Folien einfacher und schneller auf die OberflÀchen verkleben. Für den ungeübten Anwender und alle die sich selbst an Folie versuchen mâchten, bieten LuftkanÀle eine gute Hilfe bei der blasenfreien Anbringung, weil man sie vor dem entgültigen Fixieren immer wieder abziehen kann. Sie wird trocken verklebt. Erst wenn sie richtig liegt, wird sie mit einem Rakel festgedrückt und ggf. mit einem Fâhn noch weiter bearbeitet. Erst dann entwickelt der Kleber seine volle Kraft. Diese Folie eignet sich besonders für große FlÀchen und kann gut auf unebenen oder gebogenen Untergründen angewendet werden.

Das Werkzeug

Sehr wichtig ist ein hochwertiger Rakel mit einer Filzauflage, noch besser ist eine Alcantara-kante.

Zum Schneiden per Hand braucht man eine gutes Cuttermesser, am Besten mit einer 30Β° Klinge und ein stabiles, gut liegendes Lineal, nicht zu kurz.

Wir haben fΓΌr lange Schnitte bzw. Streifen natΓΌrlich den firmeneigenen Schneideplotter benutzt, was neben der Genauigkeit auch eine enorme Zeitersparnis brachte.

Um runde oder anderweitig geformte Schnitte direkt auf dem Fahrzeug zu machen gibt es ein Band fΓΌr Folienschnitte ohne Messer. Ich habe dies zum ersten mal gesehen und war fasziniert davon. Es handelt sich dabei um selbstklebende BΓ€nder/ Tapes mit eingelegter Carbonfaser fΓΌr das rΓΌckseitige Durchtrennen von Folien. Diese Tapes werden entlang der zu schneidenden Linie auf den Lack geklebt und danach wird die eigentliche Folie darΓΌber geklebt. Nun kann mit dem darunter liegenden Faden die Folie durchtrennt werden und macht jeden gebogenen Schnitt zum Kinderspiel ohne den Lack zu beschΓ€digen. Man nennt so etwas β€žKnifeless Tapeβ€œ oder auch SchneideTape.

Luftblasen, wie auf dem Bild zu sehen, kΓΆnnen bei der verwendeten Folie leicht wieder korrigiert werden. Gerundete Formen, wie bei den Scheinwerfern, lassen sich mit dem sog. SchneideTape einwandfrei verwirklichen.

Verkleben der Folie

Zum Erneuern einer schon vorhandenen Beklebung kann man die alte Folie entweder mechanisch entfernen oder einfach nur überkleben. Da das Entfernen der alten Folie mindestens genau solange wie das Bekleben gedauert hÀtte und nicht ohne stellenweise BeschÀdigung Fahrzeuglackes durchgeführt hÀtte werden kânnen, entschieden wir uns für das Überkleben selbiger. Also mussten unsere Klebestreifen ca. 1-2mm an jeder Seite breiter werden, damit man die alten Kanten unsichtbar überkleben konnte. Nur bei genauem Hinsehen kann man diese noch erkennen, womit ich ob der großen Arbeits- und Zeitersparnis leben kann. Diese Kanten habe ich zum Schluss nochmals mit dem Heißluftfâhn und Rakel nach bearbeitet.

Wichtig vor dem Anbringen der Folie ist auch die zu beklebenden FlΓ€chen absolut sauber und fettfrei zu machen. DafΓΌr verwendete ich einen guten Reiniger und danach Silikonentferner.

Da ich gerne statt nur eines Fotos, mein bereits vorhandenes Wasserzeichen als großes Logo verwenden wollte, musste dieses nochmals neu als Strichzeichnung angefertigt werden. Auf Grundlage eines Fotos von unserem Wohnmobil fertigte mein Sohn mit einem passendem Grafikprogramm das passende Bild an und versah es mit dem Schriftzug. Diese Datei übermittelte ich meinem Freund, der es dann in eine sog. Vektordatei umwandelte, womit der Schneideplotter arbeiten konnte. Die so entstandene geschnittene Folie muss nun nochmals auf eine sog. Transferfolie (auf Bild 2 zu erkennen) geklebt werden und kann erst jetzt auf das Wohnmobil übertragen werden.

Kosten und Arbeitsaufwand

Β 

Die Folie schlug mit etwa 25€/mΒ² zu Buche. Verbraucht haben wir knapp 5mΒ².

Wir brauchten zu zweit je etwa 9 – 10 Arbeitsstunden fΓΌr Reinigung, Zuschnitt, Arbeit am Computer und Plotter, sowie das Folieren selber und die Nacharbeiten mit HeißluftfΓΆhn. Von Vorteil war auch, dass wir die Arbeiten einer großen Halle und mit einem FahrgerΓΌst durchfΓΌhren konnten.

Jeder kann sich somit leicht ausrechnen, mit welchen Kosten man fΓΌr eine gute, fachgerechte Arbeit zu rechnen hat.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Ulli K.

    Danke fΓΌr die AusfΓΌhrung. KΓΆnnte man auch die alte Folie entfernen und es z. B. lackieren oder mit Air-Brush machen? Danke fΓΌr einen Tip.

    1. Ade

      Servus Ulli, von Lackieren aller Art habe ich leider ΓΌberhaupt keine Ahnung. Das Entfernen der Folie ist jedoch sehr schwierig je Γ€lter sie ist. Das hΓ€tte bei mir sicher wesentlich lΓ€nger gedauert als das neu Folieren. Deshalb haben wir sie auch ΓΌberklebt.

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