Entlang der Una in Bosnien

Donnerstag, 19. Mai – Einreise nach Bosnien-Herzegowina (BiH)

Auch die letzten Kilometer entlang der Save waren weiterhin sehr abwechslungsreich und die StraรŸenverhรคltnisse lieรŸen wieder nur eine gemรคchliche Reisegeschwindigkeit zu. Je nรคher wir der Grenze kamen, desto weniger wurde der Verkehr und ich konnte die Landschaft zu beiden Seiten gut beobachten. Da wir jetzt die EU verlassen, werden wir erst mal keine Handyverbindung oder Internet via Roaming haben. Ich hatte mir deshalb zu Hause schon mal fรผr meine Handyapp โ€žHERE weGoโ€œ die nรถtigen Offlinekarten gespeichert und die Park4Night App besitze ich schon lรคnger als Pro-Version, weshalb man sie mit den richtigen Einstellungen ebenfalls ohne Internetverbindung nutzen kann. Den anvisierten Campingplatz hatte ich ebenfalls schon programmiert und so konnte ich nur hoffen, dass die Navigation problemlos klappt.

Der Grenzรผbertritt verlief recht zรผgig und reibungslos. Kontrolliert wurden die Ausweise, der Fahrzeugschein und unsere beiden Impfpรคsse. Auch unseren Concorde wollte sich der Grenzbeamte wohl gerne mal von innen anschauen und schaute sich interessiert um, was ihn dann auch zur Bemerkung โ€ž ein tolles Flugzeugโ€œ veranlasste. Mit meinen paar Brocken kroatisch/tschechisch unterhielten wir uns รผber unseren geplanten Reiseverlauf quer durch seine Heimat. So wurden wir mit freundlicher Mine weiter gewunken.

Weiterhin brauchen wir hier schon wieder eine andere Wรคhrung, weshalb ich mir vor dem Grenzรผbertritt verschiedene Geldautomaten vorgemerkt habe. Ob ich gleich einen Handyshop finden werde, um mir eine passende Prepaidkarte zu besorgen, wird sich zeigen, zumal ich auch nicht wusste, wie die sprachliche Verstรคndigung klappen wird. Hierzu kann ich schon mal sagen, dass man mein Englisch oder Deutsch nicht verstehen wollte oder konnte. Auf alle Fรคlle blieb ich erst mal ohne SIM-Karte. Besser klappte es mit der Bargeldversorgung. Bereits einige Meter hinter dem Grenzposten hatten wird die Auswahl aus mehreren Bankomaten und wir deckten uns mit Mark ein.

Das Una Camp

Es machte sich nun auch meine Vorarbeit bezรผglich Navigation und Campingplatz bezahlt. Ohne grรถรŸere Probleme erreichten wir eine Stunde spรคter das UnaKamp direkt am FluรŸ Una. Der junge Verwalter empfing uns schon am Tor in bestem deutsch und gab uns die ersten wichtigen Infos. Nach nicht mal einer halben Stunde waren wir eingerichtet und es gab ein kaltes Bier zur Belohnung.

Der Platz ist top gepflegt und hat gutes WLAN. Auf Nachfrage, wo ich eine SIM-Karte bekommen kรถnne, erklรคrte sich der Chef bereit, dies fรผr mich zu erledigen.

Ansonsten konnten wir noch 1-2 Stunden den strahlenden Sonnenschein genieรŸen.

Erste Eindrรผcke von der Umgebung bei einer Walkingtour entlang der Una. Bei 28ยฐ fast schon zu warm.
Der FluรŸ ist noch รผberall unreguliert und es gibt die abenteuerlichsten „Pfahlbauten“ mit Restaurant ect.

Auch in der Una muss mal gebadet haben.

Aber bei nur 14ยฐ Wassertemperatur schon eine kleine Mutprobe. Selbst hier am Unterlauf der Una ist das Wasser noch absolut klar und man sieht auch bei 2m Wassertiefe noch den Grund und die Fische .ย 

Burek – Zubereitung

Da am nรคchsten Tag eine gefรผhrte Reisegruppe anwesend war, bekamen wir noch eine Kochvorfรผhrung bosnischer Frauen, die das typische bosnische Burek zubereiteten, das wir anschlieรŸend auch probieren durften.

Wikipedia weiรŸ dazu:
Als burek wird ein Teiggericht vom Balkan bezeichnet, das auf Backblechen gebacken und traditionell mit Fleisch aber auch ungefรผllt zubereitet wird. Heute werden auch andere Zutaten als Fรผllung verwendet, wie z. B. Pilze oder โ€žPizzamischungโ€œ (Tomaten, Schinken und Kรคse) sowie (seltener) sรผรŸe Fรผllungen wie Kirschen oder ร„pfel. Hauptmerkmal ist das runde, topfรคhnliche Backblech, auf dem relativ dรผnne Teigblรคtter mit viel Fett und Fรผllung รผbereinander gelegt und am Ende mit einem Stรผck Teig โ€žumschlossenโ€œ werden.

Sonntag, 22.Mai โ€“ Weiter im Flusstal der Una

Hier noch ein paar Bilder entlang der Una zum nรคchsten Campingplatz, vorbei am Kostelski Buk und dem Stรคdtchen Bihac, wo wir uns nochmal mit einheimischem Geld eingedeckt haben und in einem idyllische Cafe ein Glas Wein am Wasser getrunken haben.ย 

Am Wasserfall Kostelski Buk

Das Stรคdtchen Bihac

Mark und Fenig

So heiรŸt das Geld hier. Die Konvertible Mark ist seit dem 22. Juni 1998 die Wรคhrung von Bosnien und Herzegowina. Sie war bis 2001 im Verhรคltnis 1:1 an die Deutsche Mark gekoppelt, seit 2002 an den Euro. Eine Konvertible Mark ist in 100 Fening unterteilt. Viele Preise sind hier tatsรคchlich noch auf dem Niveau wie seinerzeit zu D-Mark Zeiten, wobei natรผrlich auch fast รผberall schon „Touristen-Preise“ verlangt werden.

Kamp Buk in Kulen Vakuf

Dieser Campingplatz liegt an einem engen Felsdurchbruch, wo sich die Una ihren Weg bahnt. Wir stehen direkt am Wasser und man hรถrt Tag und Nacht das starke Rauschen des Flusses, ohne dass es jedoch stรถrend wirkt. Es handelt sich um einen kleinen, recht einfachen Platz, der von einem รคlteren Ehepaar bewirtschaftet wird. Schon bei der Ankunft werde ich zu einem Rakija eingeladen und bei der spรคter erfolgten Anmeldung nochmals das gleiche Ritual, ohne dass ich ablehnen konnten. Gleichzeitig wurde ich auch auf die abendliche Speisekarte aufmerksam gemacht โ€“ Gulasch oder Fisch. Nachdem uns das Gulasch zuletzt nicht so sehr geschmeckt hatte, entschieden wir uns fรผr Zweites und bestellten auch gleich vor.

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Wir richteten uns ein und ich erkundete die Umgebung ein wenig und konnte so den Felsdurchbruch von oben รผberblicken.

Ab 19:00 Uhr konnten wir uns dann auf der Terrasse den bestellten Fisch mit Kartoffelsalat direkt รผber der rauschenden Una schmecken lassen. Als Abschluss gab es wieder, na was wohl, einen Rakija. Und weil man ja bekanntlich auf einem Bein nicht stehen kann, gabs zusammen mit der Rechnung noch Einen. Wir bezahlten fรผr eine Portion Fisch 20 Mark (10โ‚ฌ), was uns nicht zu teuer erschien, aber fรผr heimische Verhรคltnisse um mindestens 30% zu teuer war.

Dies stellten wir am nรคchsten Abend fest, als wir in der nahen Ortschaft am nรคchsten Tag nochmals das gleiche Fischgericht bestellten, und bei besserer Qualitรคt nur 15 Mark bezahlten. Das ist eben der Touristen-Preis, den man in diesem Fall gerne bezahlt, weil man weiรŸ, dass es der heimischen Bevรถlkerung zu gute kommt.

Gleiches gilt auch fรผr den รœbernachtungspreis von 40 Mark fรผr diesen recht einfachen Platz, wo in den letzten Jahren, insbesondere im Sanitรคrbereich noch nicht viel verbessert wurde und wo es weder eine ordentlich Grau- als auch Schwarzwasser Entsorgung gibt. Wenn man das jedoch nicht akzeptieren kann, ist man in diesem Land am falschen Ort. Wir haben schon lรคnger auf TTT umgestellt und brauchen uns deshalb darรผber kaum Gedanken machen.

Smaragdeidechse

Hier auf dem Camp konnte ich auch erstmals eine Smarageidechse ablichten, die in der Gegend hรคufig zu beobachtenย  sind.
Wikipedia beschreibt sie so: Es handelt sich um eine groรŸe, aber dennoch recht schlank wirkende Eidechse mit einem spitzen Kopf und einem, insbesondere bei den Mรคnnchen, recht langen Schwanz. Dessen MaรŸe kรถnnen das 1,6- bis 2,3fache der Kopf-Rumpf-Lรคnge erreichen, welche bis zu 13 Zentimetern betrรคgt. Die maximale Gesamtlรคnge ist allerdings oft schwer zu beziffern, da viele รคltere Tiere keinen unversehrten Schwanz mehr aufweisen, sondern diesen zwischenzeitlich bei Kontakt mit Fressfeinden oder bei Paarungskรคmpfen verloren und (unvollstรคndig) regeneriert haben. Es werden aber bis etwa 40 Zentimeter Gesamtlรคnge erreicht. Die Extremitรคten sind im Verhรคltnis zum Rumpf relativ lang.

Montag, 23.Mai โ€“ Der Wasserfall ล trbaฤki Buk

Heute wollten wir den fรผr uns bisherigen Hรถhepunkt an der Una besuchen. Wir machten uns mit dem Motorroller auf den ca. 15 Kilometer langen Weg, weil die letzten 8km teilweise nur noch einspurig sind und man auch mit Reisebussen als Gegenverkehr rechnen musste, und das wollten wir uns mit dem Wohnmobil nicht antun. Bei annรคhernd 30ยฐ Temperatur ist diese OpenAir Fahrt aber auch nicht wirklich ein Problem.

Es handelt sich hier um einen der hรถchsten Wasserfรคlle im Una National-Park. Der ล trbaฤki Buk ist ein insgesamt 24,5 Meter hoher Wasserfall des Flusses Una, der an dieser Stelle die Grenze zwischen Bosnien/Herzegowina auf der รถstlichen sowie Kroatien auf der westlichen Flussseite bildet.

Wir waren schon am frรผhen Vormittag auf dem ca. 500m langen Besucherpfad entlang des Wasserfalls und hatten noch genug Platz, um alles in Ruhe anzuschauen. Auf dem Rรผckweg wurde es aber dann an den Hรถhenpunkten schon eng. Auf dem Besucherparkplatz waren mittlerweile auch schon drei Reisebusse angekommen. Der Eintrittspreis war mit 7 Mark pro Person recht gรผnstig fรผr so eine Attraktion.

Dienstag, 24.Mai โ€“ Schon wieder tosende Wasser

... in Martin Brod

Langsam bekommen unsere Augen Muskelkater, wie es ein Camper Freund formulierte. Wir hatten heute morgen nur etwa 10 Kilometer zu fahren und gelangten in die Ortschaft Martin Brod, die eigentlich nur aus Wasserfรคllen und Wassermรผhlen mit Wasserwaschmaschinen besteht. Bei 3 Mark Eintritt lรคuft man dann gut 2 Stunden kreuz und quer durch den Ort und รผber Brรผcken, verbunden mit einer kleinen Pause an plรคtschernden Wasserkaskaden.

AnschlieรŸend blieb uns noch genug Zeit einen tollen, kostenlosen Stellplatz mitten im Nirgendwo auf zu suchen.

Irgendwo im Nirgendwo - Restoran "Etno selo Dodig"

Selten bin ich รผber eine so lange Strecke fast nur durch Wald, รผberwiegend Laubbรคume, gefahren. An die 20 Kilometer war dieses Gebiet praktisch unbesiedelt und man sah nur ab und zu mal ein verfallenes Haus. Es gab auch kaum Autoverkehr. Zuverlรคssig fรผhrte uns Tante Google zum einprogrammierten Ziel, wenngleich ich auf dem letzten Kilometer zu zweifeln begann. Ein enger, teilweise ganz schรถn steiler Schotterweg, der zuletzt zum Waldweg wurde verlangte unserem Concorde alles ab. Was uns aber dort erwartete รผbertraf all unsere Vorstellungen.

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Auf einer Waldlichtung hatte eine Familie ein kleines Naturparadies geschaffen. Ein rustikales Steinhaus als
Restaurant und viele kleine Lauben und andere Sitzgelegenheiten. Dazwischen ein kleiner Bachlauf, an dem immer wieder frei laufende Hรผhner auftauchten. Der Gipfel war die rundum erklingende kubanische Musik, die spรคter von Johnny Cash und seiner Country Music abgelรถst wurde. Auf Nachfrage erhielten wir โ€žCamping freeโ€œ als Antwort und dass die Kรผche bis 20 Uhr geรถffnet sei.

Als โ€žSpeisekarteโ€œ wurden wir spรคter mangels ausreichender Sprachkenntnisse in die Freiluftkรผche gefรผhrt, wo wir in alle Tรถpfe schauen durften. Angelika lies sich heute zum 3.Mal den angeboten Fisch schmecken und fรผr mich war klar als ich auf dem Grill eine abgedeckte Peka-Pfanne sah, was es spรคter zum Essen geben wรผrde. Diese Bosnische Variante war zwar ziemlich fett, schmeckte aber zusammen mit Kartoffeln hervorragend. Zusammen mit verschiedenem WeiรŸbrot und Knoblauch SoรŸe, Salat und einem Liter WeiรŸwein wiedermal ein Gala Menรผ. Zusammen mit einheimischen Gรคsten hatten wir danach noch einen informativen und lustigen Abend, wo wir auch darauf aufmerksam gemacht wurden, das am nรคchsten frรผhen Morgen einige Waldarbeiter zum Holz schneiden kommen wรผrden.ย 

Dass sie aber bereits um 5:45 Uhr knapp 10m neben unserem Mobil mit der Motorsรคge ihre Arbeit beginnen wรผrden, hatten wir so nicht erwartet, war aber fรผr uns keine Problem. Schnell machten wir den Arbeitern Platz und holten den fehlenden Schlaf samt Frรผhstรผck einige Zeit spรคter an einem ruhigerem Plรคtzchen nach.

Mittwoch, 25. Mai โ€“ Wir verlassen das Una Tal endgรผltig

Nach unserem verspรคteten Frรผhstรผck machten wir uns heute auf den etwa 170km langen Weg zu einem See, den wir vor einigen Jahren bei unserer ersten BiH-Tour entdeckt hatten, damals aber keine Zeit fรผr eine lรคngere Erkundung hatten.

Es war eine recht eintรถnige Reise, nur unterbrochen durch eine lรคngerer Pause zum Auffรผllen der Reisekasse mit BAM (Mark und Fening), des Dieseltanks (gedeckelt bei 3,26 Mark/Liter) und dem Ergรคnzen des fehlenden Reiseproviantes.

Das ganze Gebiet war wieder sehr dรผnn besiedelt, mit wenigen Ortschaften. Es ging immer wieder รผber eine Arte Hochebene, flankiert von hohen Bergen, die oft noch schneebedeckte Flรคchen zeigten. Es war meist steiniger Boden, der sich wohl nicht fรผr Ackerbau eigenen wird. Meist war es grรผnes Brachland, ab und zu mit Schafherden und selten Kรผhen. Nur zwei oder dreimal einige Getreidefelder oder Streuobstwiesen. Die StraรŸenverhรคltnisse waren meistens recht gut, so dass wir gut voran kamen.

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Ramsko Jezero

Am frรผhen Nachmittag erreichten wir den โ€žRamsko Jezeroโ€œ was soviel wie โ€žRama Seeโ€œ heiรŸt. Hier hatten wir uns einen Stellplatz bei einer kleinen Pension (Franjusic camping apartment) ausgesucht, wo unsere Augen erst einmal Urlaub bekommen sollten.

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Hier auf diesem Stellplatz trafen wir eine Familie mit zwei kleinen Kinder wieder, die wir einige Tage zuvor auf dem UnaKamp kennen gelernt hatten und verbrachten wieder drei Tage zusammen, bevor sie als Erste wieder weiter Richtung Kroatien fuhren.

Uns gefiel es hier so gut, dass wir spontan noch bis Montag hier blieben. Besonders die Gastgeberin, die sich nur in ihrer Landessrache verstรคndlich machen konnte, war so freundlich und herzlich, wie man es nur selten gegenรผber auslรคndischen Touristen erlebt. Sie bot uns jeden Tag ein kleines Frรผhstรผck an, machte den Kindern Pfannkuchen oder bereitete Palatschinken. Nachmittags gab es selbstgemachtes Burek mit Spinatfรผllung. Wir bekamen eine Riesenschรผssel mit Salat und Zwiebeln aus dem eigenen Garten und wurden an unserem letzten Tag sogar noch zum Grillen eingeladen.

Fรผr all das wurde ein รœbernachtungspreis von 20 Mark pro Nacht berechnet.

Wir verbrachten unsere Zeit mit Faulenzen, ab und zu Schwimmen im See. Wir besuchten einen feierlichen Samstagabend Gottesdienst im nahen Kloster und ich machten einen kurzen Roller Ausflug zur Staumauer. Erst hier merkt man so richtig dass รผberย  20 Meter Wasserhรถhe fehlen. Trotzdem ist er noch รผber 70m tief, was einem bewusst wird, wenn man in das tiefe Tal auf der anderen Seite der Mauer schaut.

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Schweren Herzens verlassen wir diesen wirklich schรถnen Ort bei dieser unheimlich freundlichen Familie.

Wir werden dieses Land mit seiner atemberaubenden und รผberwiegend naturbelassen Landschaft in bleibender Erinnerung behalten und hoffen, dass es noch lange so bleibt und wir es in Bรคlde wieder bereisen kรถnnen.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Florian Buchberger

    Danke lieber Ade fรผr deinen ausfรผhrlichen Bericht. Die vielen Bilder und Infos helfen echt gut weiter. Mir selbst hat das Video vom Wasserfall auch sehr gut gefallen. Einen lieber Bloggergruss vom Flo

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